Modellregion Baumberge: Konzepterstellung zur Rettung naturnaher Wegränder
29.04.2021Pressemitteilung vom 29.04.2021
Die Baumberge werden Modellregion, nicht für Corona, aber für die ökologische Wegrandpflege. Gemeinsam werden die Projektpartner in den nächsten zwei Jahren ein Modell zur Wegrandpflege für die Gebiete der fünf Baumberge-Kommunen entwickeln, das sowohl eine Erhöhung der Biodiversität im Blick hat, als auch die Umsetzbarkeit durch die Bauhöfe der Kommunen, Straßen NRW sowie den Landwirten und die Verkehrssicherheit berücksichtigt. Ziel ist ein übertragbares Pflegekonzept auf weitere Kommunen.
Bereits im Januar startete das praxisnahe Projekt „Schaffung naturnaher Wegeränder in der Region Baumberge“. Nun lud das Naturschutzzentrum als Projektträger am 28. April die beteiligten Akteure zu einer Videokonferenz ein. Projektmitarbeiterin Corinna Becke erläuterte eingangs die zunehmende ökologische Bedeutung der Wegränder: „Als linienhafte Strukturen dienen sie als Vernetzungs- und Wanderkorridore zwischen den Schutzgebieten. Dabei bieten sie nicht nur Tieren Rückzugs-, Nahrungs- und Überwinterungsmöglichkeiten, sondern sind auch letzte Lebensräume verschiedener Pflanzen“, und verdeutlichte den Teilnehmern im weiteren Verlauf der Konferenz Ziele und Potenzial des Projektes.
Probestrecken für die Wegrandpflege sollen während der Projektlaufzeit in jeder Kommune gefunden und testweise gepflegt werden. Eine Bestandserfassung aller Wegränder soll Potenziale darlegen und eine Kategorisierung ermöglichen. Hier betont Thomas Zimmermann, Leiter des Naturschutzzentrums, das Ausmaß dieses Vorhabens: „In dem Projektgebiet befinden sich gut 1.700 km Straßen und Wege. Ihre Wegränder müssen systematisch geclustert werden, sodass eine angepasste Pflege auch im Hinblick auf den Arbeitsaufwand und die technischen Abläufe umsetzbar ist.“
Außerdem sollen gemeindeeigene Spenderflächen für benötigtes Saatgut für beispielsweise Baumaßnahmen ausgemacht und ihre Anlage initiiert werden.
Bereits vor Umsetzungsbeginn gibt es Probleme, die gelöst werden müssen. Da das Mahdgut zukünftig auch abgefahren werden soll, muss seine Entsorgung oder Verwertung geklärt werden. „Die Pyrolyse scheint ein guter und nachhaltiger Weg dafür zu sein“, schlägt Marion Dirks, Bürgermeisterin der Stadt Billerbeck, vor. Das Verfahren Biomasse energetisch zu verwerten ist recht neu und soll als Lösung geprüft werden. Ein weiteres Problem sieht Christoph Steinhoff, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, in der Vermüllung der Säume und damit einhergehend des Mahdgutes. Den Praktikern wie Stefan Averesch (Bauhof Rosendahl), Daniel Krüger (stellv. Leiter Gemeindewerke Nottuln) und Johannes Bayer (Biodiversitätsberater Landwirtschaftskammer) fehlen die richtigen Geräte für eine einfache ökologisch sinnvolle Pflege, die z.B. neben dem Abräumen auch einen höheren Schnitt voraussetzt.
Die Klärung dieser Probleme ist ebenfalls Bestandteil des Projektes, sodass nach der Projektlaufzeit mit dem dann geplanten Konzept die Pflege der Kommunen langfristig umgestellt werden kann und vielfältige Strukturen für die Förderung der Biodiversität in der Region entstehen. Mit der richtigen Pflege besteht sogar die Möglichkeit europaweit geschützte Lebensraumtypen wie artenreiche Glatthaferwiesen oder feuchte Hochstaudenfluren wiederzubeleben.
Das Baumberger Pflege-Modell soll möglichst allgemeingültig sein um Anwendung in anderen Kommunen, beispielsweise im südlichen Kreis Coesfeld, zu begünstigen.
Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird durch die LEADER-Region Baumberge gefördert. Kooperationspartner sind die fünf Baumberge-Kommunen Billerbeck, Coesfeld, Havixbeck, Nottuln und Rosendahl sowie der Kreis Coesfeld.
Die Präsentation der Videokonferenz kann hier als PDF runtergeladen werden:
Präsentation des Projektes: Video-Konferenz 28.04.2021 [PDF]
Informationen über das Projekt und die Initiative „Vielfalt am Wegesrand“ stellen wir hier zur Verfügung.