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Ehemaliger Truppenübungsplatz Haltern


Der Truppenübungsplatz Haltern gehört mit seinen Heiden, Sandtrockenrasen und Mooren zu den wertvollsten Naturlandschaften Nordrhein-Westfalens. Bedingt durch die seit 1873 andauernde Nutzung als Schieß- bzw. militärischer Übungsplatz konnte sich hier ein großflächiger Ausschnitt einer halboffenen Heide- und Moorlandschaft erhalten, wie sie für die vorindustrielle Kulturlandschaft des Münsterlandes einst charakteristisch war. In der hügeligen Sandlandschaft finden zahlreiche gefährdete Arten einen wichtigen Rückzugsraum.

Nach einer über 140 Jahre andauernden militärischen Nutzung endete diese mit dem Abzug der britischen Rheinarmee am 31.05.2015. Ein Großteil der Liegenschaft wurde am 17.06.2015 ins Nationale Naturerbe übertragen. Diese wertvollen Naturflächen sind somit dauerhaft gesichert.

 

Westfalens Wilder Westen - Eine Projektidee

Projektflyer Westfalens Wilder Westen

Das Naturschutzzentrum, die Biologische Station Kreis Recklinghausen und die Biologische Station Zwillbrock haben vor dem Abzug der Rheinarmee für das Gesamtgebiet die Projektidee „Westfalens Wilder Westen“ entwickelt, mit der die wertvolle Heide- und Moorlandschaft erhalten und der Bevölkerung naturverträglich nahe gebracht werden soll.

Die drei Biologischen Stationen setzten sich mit der Projektidee für die Erhaltung und Entwicklung dieses einzigartigen münsterländischen Naturerbes ein. In den Borkenbergen könnten in Zukunft heimische Großwildtiere wie Wisent, Rotwild und Wildpferd grasen und wertvolle Lebensräume offenhalten. Im Teilgebiet Lavesum bot sich die Möglichkeit, neben Wildtieren auch Nutztiere zur Gestaltung der Landschaft einzusetzen. Die Ideen und Möglichkeiten wurden 2015 in dem Faltblatt  Westfalens Wilder Westen - eine Projektidee kurz zusammengefasst.

Basierend auf der langjährigen Gebietsbetreuung haben die Biologischen Stationen für die beiden Teilgebiete Borkenberge und Lavesum Naturschutzzielkarten entwickelt. Hierin werden auf Grundlage der hohen naturschutzfachlichen Wertigkeit des Gebietes Vorschläge für die Entwicklung von Zielbiotopen und Zielarten gemacht..

 

Sie stehen Ihnen hier zum Download bereit:

Naturschutzzielkarte Borkenberge

Naturschutzzielkarte Lavesum

 

DBU übernimmt große Teile des ehemaligen Truppenübungsplatzes Haltern

Mit der Vertragsunterzeichnung am 28.10.2016 in Haltern übernahm die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die DBU Naturerbe GmbH, neben anderen Naturflächen in Deutschland große Teile des ehemaligen Truppenübungsplatzes Haltern. Mit Wirkung zum 1. Oktober 2017 wurden in den Platzteilen Borkenberge (1.570 ha) und Lavesum (330 ha) wertvolle Naturflächen langfristig gesichert. Mit Ihren Unterschriften besiegelten Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks, der parlamentarische Staatssekretär Jens Spahn, Cajus Caesar als Vorsitzender des DBU Naturerbe-Beirates sowie DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann die Übertragung.

Das Naturschutzzentrum begrüßt diese Entscheidung. In enger Zusammenarbeit haben die Biologische Station Kreis Recklinghausen, die Biologische Station Zwillbrock und das Naturschutzzentrum für die gesamte Kulisse des ehemaligen Truppenübungsplatzes schon 2015 die Projektidee „Westfalens Wilder Westen“ entwickelt. Kernpunkt dieser Projektidee ist die Beweidung großer Bereiche. Unter dem Titel „Wilde Weiden– Extensive Ganzjahresbeweidung mit großen Pflanzenfressern als Schlüsselfaktor für die Förderung der Insektenbiodiversität auf großer Fläche“ hat das Naturschutzzentrum 2021 eine Förderskizze im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt an das Bundesamt für Naturschutz (BfN) eingereicht. Die Skizze ist Teil eines Verbundprojektes gemeinsam mit den Gebieten Grögelborn im Saarland und der Horloff-Aue in Hessen. Geplant ist die Beweidung von rd. 550 ha Offenland und Wald auf dem Platzteil Borkenberge mit Wisent, Taurusrind und Wildpferd. Die Skizze befindet sich Stand August 2023 immer noch in der Qualifizierungsphase beim BfN.

 

Der ehemalige Truppenübungsplatz Haltern: Militärische Nutzung und Biologische Vielfalt

Der Truppenübungsplatz Borkenberge liegt in den Kreisen Coesfeld und Recklinghausen. Er gehört mit seinen Heiden, Sandtrockenrasen und Mooren zu den wertvollsten Naturlandschaften Nordrhein-Westfalens. Bedingt durch die seit 1873 andauernde Nutzung als Schieß- bzw. militärischer Übungsplatz konnte sich hier ein großflächiger Ausschnitt einer halboffenen Heide- und Moorlandschaft erhalten, wie sie für die vorindustrielle Kulturlandschaft des Münsterlandes einst charakteristisch war. In der etwa 1.800 ha großen hügeligen Sandlandschaft der Borkenberge finden zahlreiche gefährdete Arten einen wichtigen Rückzugsraum.

Bisher lag keine umfassende Beschreibung der Biologischen Vielfalt dieses herausragenden Gebietes vor. Diesem Umstand wurde nun mit dem vom Naturschutzzentrum und Karsten Hannig herausgegebenen Buch „Die Tiere, Pflanzen und Pilze des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge“ Rechnung getragen. Insgesamt 21 Fachautoren aus unterschiedlichen Disziplinen konnten innerhalb des Truppenübungsplatzes mehr als 2.700 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten dokumentieren. Hiervon finden sich über 400 Arten auf den Roten Listen Nordrhein-Westfalens bzw. Deutschlands wieder.

Was aber ist die Ursache dafür, dass zahlreiche hoch gefährdete Arten und Lebensräume auf militärischen Übungsplätzen wie den Borkenbergen vertreten, außerhalb dieser jedoch nahezu verschwunden sind? Ein wesentlicher Grund ist - neben dem Vorhandensein großflächiger, ungedüngter Lebensräume - die militärische Nutzung. Diese schafft durch das Befahren mit Kettenfahrzeugen ein Netz offener Sandwege und trägt durch gezielte Pflegemaßnahmen sowie spontane Brände zur Offenhaltung der Heideflächen bei.

Hiervon profitieren zahlreiche Arten früher Sukzessionsstadien wie Heidelerche, Kreuzkröte, Zauneidechse, Rostbinde, Heidelaufkäfer, Knorpelmiere, Hirschsprung und Zierliche Glanzleuchteralge. Diese Arten leben dort nicht trotz, sondern auf Grund der militärischen Nutzung.
Daneben bieten die von dem militärischen Übungsbetrieb weitgehend unbeeinflussten Moore im Randbereich der Borkenberge sehr selten gewordenen Spezialisten wie Moorameise, Arktische Smaragdlibelle, Kreuzotter, Gageleule, Krickente und Moorlilie geeignete Lebensräume.

Im Rahmen des vorliegenden Buches wird in 22 Einzelbeiträgen die herausragende Bedeutung der militärisch genutzten Borkenberge für den Naturschutz deutlich. Auf über 550 Seiten wird der ansonsten oftmals inflationär benutzte Begriff Biodiversität (Biologische Vielfalt) „mit Leben gefüllt“. So konnten in den Borkenbergen beispielsweise

  • etwa 30% aller Spinnenarten,
  • über 40% aller Amphibien-, Säugetier-, Laufkäfer- und Ameisenarten,
  • etwa 50% aller Brutvogel- und Heuschreckenarten,
  • mehr als 60% aller Libellenarten und
  • über 70% aller Reptilienarten

Nordrhein-Westfalens und zahlreiche geschützte Biotoptypen nachgewiesen werden (vgl. Hannig et al. 2009). Die Borkenberge sind mittlerweile als FFH- und EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen und liefern somit einen wichtigen Beitrag zum europaweiten Schutzgebietsnetz NATURA 2000. Die Arten- und Lebensraumvielfalt belegt die große naturschutzfachliche Bedeutung, die militärische Übungsplätze wie die Borkenberge innerhalb einer ansonsten oftmals artenarmen „Normallandschaft“ besitzen.

 

Borkenberge

An der Arbeit über die Borkenberge haben neben den vier Herausgebern Karsten Hannig, Matthias Olthoff, Kerstin Wittjen und Thomas Zimmermann folgende Personen mitgearbeitet:
Christian Büning, Peter Decker, Christian Feuring, Fredi Kasparek, Hajo Kobialka, Dr. Patrick Leopold, Dr. Michael J. Raupach, Klaas Reißmann, Dr. Armin Rose, Peter Schäfer, Dr. Carsten Schmidt, Dr. Christian Schmidt, Prof. em. Dr. Eberhard Schmidt, Annette Schulte, Klaus Siepe, Holger Sonnenburg und Dr. Heinrich Terlutter.

     
 

 


Publikationen zum ehemaligen Truppenübungsplatz Haltern
 

Zusammenfassung der Ergebnisse einer bisher nicht publizierten Libellenuntersuchung in der Sandabgrabung Borkenberge (NRW).

»  Die Odonatenfauna der Sandabgrabung Borkenberge

Matthias Olthoff  [9.261 KB]

 


Naturschutz und Biologische Vielfalt 152 

» Military training area Haltern: What comes after the British troops have left?

Matthias Olthoff [7.228 KB]

 


Natur in NRW 3/2016 

»  Westfalens Wilder Westen - Eine Projektidee für den ehemailgen Truppenübungslatz Haltern

Matthias Olthoff, Kerstin Wittjen, Annette Schulte Bocholt, Niels Riebbrock, Dietmar Ikemeyer [1.469 KB]

 

 

Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 71 (3), Münster, 2009

» Der Truppenübungsplatz Haltern-Borkenberge

Thomas Zimmermann und Christian Feuring [1.381 KB]

 

» Die Vegetation und Flora des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge

Kerstin Wittjen [2.523 KB]

 

» Die Vögel (Vertebrata, Aves) des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge

Matthias Olthoff [673 KB]

 

» Die Amphibien und Reptilien (Vertebrata, Amphibia, Reptilia) des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge

Matthias Olthoff [518 KB]

 

» Die Heuschrecken, Ohrwürmer und Schaben (Insecta, Saltatoria, Dermaptera, Blattoptera) des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge

Matthias Olthoff, Peter Schäfer und Karsten Hannig [418 KB]

 

» Die Libellen (Insecta, Odonata) des Truppenübungsplatzes Haltern-Borkenberge

Matthias Olthoff und Eberhard Schmidt [1.818 KB]

 

» „Störungen“ auf dem Truppenübungsplatz Haltern-Borkenberge und deren Bedeutung für ausgewählte Tier- und Pflanzenarten

Matthias Olthoff, Patrick Leopold, Karsten Hannig, Carsten Schmidt und Kerstin Wittjen [1.362 KB]