Wahlers Venn
Wahlers Venn – ein traditionelles Rast- und Brutgebiet im Landschaftswandel Die preußische Uraufnahme aus dem Jahr 1842 zeigt, dass es sich beim Landschaftsraum Wahlers Venn um eine ehemals ausgedehnte, die Kreisgrenzen überschreitende Moor- und Heidelandschaft der Heubachniederung handelt. Heute ist die Landschaft weitgehend von großen Ackerflächen geprägt. Aus vogelkundlicher Sicht ist Wahlers Venn jedoch von besonderer Bedeutung, da es ein kreisweit einzigartiges Brutgebiet für gefährdete Offenland-Vogelarten wie Kiebitz (RL 3/3), Großer Brachvogel (RL 2N/2N), Wachtel (RL 2/2), Feldlerche (RL V/V) und Schafstelze (RL 3/3) darstellt (Vest, 1996). Darüber hinaus nimmt der Landschaftsraum für viele Zugvogelarten, u.a. Kranich, Drossel- und Finkenarten einen hohen Stellenwert als traditionelles Rastgebiet ein. Wahlers Venn ist über das Heubach-Fließgewässersystem mit dem kreisübergreifenden, europäischen Vogelschutzgebiet „Heubachniederung, Lavesumer Bruch und Borkenberge“, das aus mehreren Schutzgebieten besteht, verbunden. Das 6 ha große, nach dem Landschaftsraum benannte Schutzgebiet Wahlers Venn befindet sich im Eigentum des Kreises und ist eine der letzten extensiv genutzten Bastionen innerhalb der Ackerlandschaft. Das Gebiet setzt sich aus Feucht- und Nassgrünland mit Kleingewässern, einem Erlen-Birken-Feuchtwald und einer kleinen Fläche mit Feuchtheide zusammen.
Die Zielsetzung des Naturschutzes ist die Förderung der moor- und heidetypischen Vegetation sowie die Entwicklung und Optimierung des Grünlandes für die klassischen Feuchtwiesenvögel wie Großer Brachvogel (RL 2N/2N) und Kiebitz (RL 3/3). Die ehemals ackerbaulich genutzten Offenlandflächen wurden sukzessive in Grünland umgewandelt. Im Rahmen eines Pflegevertrages werden sie extensiv mit einer Herde Schottischer Hochlandrinder (Highland Cattle) ganzjährig beweidet. Eine abgeplaggte Fläche hat sich zur Feuchtheide (Genisto-Callunetum molinietosum) entwickelt und Pflanzenarten aus vergangenen Zeiten wieder zum Vorschein gebracht, u. a. Glockenheide (Erica tetralix) und Sparrige Binse (Juncus squarrosus, RL 3N/*N). Seit dem Jahr 2004 werden auch der Erlen-Birken-Feuchtwald und die Heidefläche temporär beweidet. Durch die Beweidung können dominante Arten wie Brombeere (Rubus fruticosus agg.) und Pfeifengras (Molinia caerulea) zugunsten konkurrenzschwächerer, gefährdeter Moor- und Heidearten zurückgedrängt werden, wie z.B. Wollgras (Eriophorum angustifolium, RL 3/N*). Besucher können von einem Wirtschaftsweg aus einen Einblick in das südwestlich der Jansburg (eine mittelalterliche Motte) liegende Gebiet bekommen.