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Samentütchen und genetische Varianz


Der Verlust der Blütenvielfalt fällt immer mehr Menschen auf und der Wille, etwas dagegen zu tun kommt erfreulicher Weise vermehrt auf. Und mittlerweile wird einem die Entscheidung, eine bunte Samentüte zu kaufen, überall leicht gemacht. Ob im Baumarkt, in ehemaligen Kaugummiautomaten oder an der Tankstelle, im Briefkasten, in Blumenläden oder bei der Bank - überall liegen Tütchen präsent aus, werden verschenkt oder können günstig oder teuer erworben werden.

Doch eine bunte Tüte zu kaufen, ist nicht immer gut. Leider kann häufig nicht nachvollzogen werden, woher die Samen kommen oder welche Arten enthalten sind.

Viele Samenmischungen enthalten keine heimischen Pflanzen. Der Nektar dieser ausgesäten fremden Pflanzen ist für unsere Insekten häufig unerreichbar und der Nutzen der eingesäten Wiese fehlt. Hinzu kommt, dass fremde Arten auch unsere heimischen Pflanzen in der Landschaft verdrängen können. Die Folge ist eine Florenverfälschung und der Verlust unserer eigenen Pflanzen. 

Der Begriff "regional" ist im Sinne der Samenproduktion ein weitreichender Begriff. So können die für diese Region angebauten Samen aus dem Weserbergland stammen. Doch die Bodenverhältnisse ändern sich lokal Kleinräumig sehr. Regionales Saatgut trifft da nicht immer die richtige Samen-Zusammensetzung für den ausgewählten Standort.

Sollten die „richtigen“ Samen im Tütchen enthalten sein, ist die Aussaat in der Landschaft trotzdem problematisch. Aufgrund der Produktion dieser Samen in anderen Regionen, bringen sie eine andere, nicht sichtbare Genetik mit (auch im Regio-Saatgut).

Diese ist z.B. dafür verantwortlich, in welchem Zeitraum ein Individuum blüht, wie es auf Trockenstress reagiert oder ob es gegen die Angriffe von Parasiten gewappnet ist. So ist durch Anpassung an lokale Gegebenheiten im Laufe der Zeit eine unsichtbare genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Pflanzenarten entstanden, an die sich "unsere" Insekten ebenfalls angepasst haben und die bewahrt werden sollte.

Ausschnitt aus dem Poster "Vielfalt am Wegesrand" (Naturschutzzentrum, 2017)

Das Aussäen von Samentüten wirkt der genetischen Vielfalt entgegen und fördert eine Vereinheitlichung des Erbgutes.

Mithilfe der Mahdgutübertragung werden Samen von Pflanzen aus der Nachbarschaft auf neue Flächen oder Wegränder aufgebracht. So können die heimischen Pflanzen ihr Erbgut mit den über jahrtausende erworbenen Stärken weiter verbreiten und sind bestens an die Region angepasst.

 

In der freien Landschaft sollten Sie grundsätzlich aus Rücksicht auf die heimische, lokal angepasste Flora ganz auf den Einsatz von Samentüten verzichten. Auch das Regio-Saatgut passt vielerorts inhaltich nicht!

 

Stauden statt Tütchen

Stauden statt TütchenMöchte man in seinem Garten etwas Gutes für die Insektenwelt tun, empfehlen wir auf die Samenmischung in Tütchen zu verzichten und besser insektenfreundliche Stauden zu pflanzen. Werden die Arten passend zusammengestellt, kann - anders als mit Samentüten - eine lange Blühzeit im Garten organisiert werden.

Welche Stauden sich im Kreis Coesfeld eigenen, haben wir hier für Sie in einer Einkaufsliste zusammengefasst: Artenvielfalt im Garten - Empfehlungen NZ 2020

 

Anfrage im Naturschutzzentrum

Da das Interesse zur Anlage insektenfreundlicher Grünstreifen, Ackerrändern oder privater Gärten immer größer geworden ist, haben wir einen Leitfaden für die Anfrage bei uns im Naturschutzzentrum entwickelt und hoffen, Ihnen damit bereits helfen zu können.

Faktencheck - Anfrage