App

NSG Wildpferdebahn


Bild1Das seit 1956 bestehende NSG Wildpferdebahn umfasst eine Fläche von rund 291 ha. Oberstes Ziel ist die Erhaltung des Dülmener Wildpferdes, das bereits 1316 urkundlich erwähnt wird. Die Herde - ein lebendes Naturdenkmal - befindet sich schon seit rund 150 Jahren im Eigentum des Herzogs von Croÿ und gilt heute als das einzig verbliebene Wildpferdegestüt auf dem europäischen Kontinent. Das Gebiet ist Bestandteil der ehemals ausgedehnten Heide- und Flachmoorniederung des Heubaches (Merfelder Bruch), der mit seinem wasserreichen Fließgewässernetz zum Einzugsgebiet der Lippe gehört. Infolge umfangreicher Entwässerungsmaßnahmen in der heute landwirtschaftlich intensiv genutzten Umgebung und der Begradigung des Heubaches hat die Wildpferdebahn ihren ursprünglichen Heide- und Moorcharakter verloren.

Das NSG wird zu zwei Dritteln von Wald mit Kiefernforsten und eingestreuten Pfeifengras-Birkenwäldern geprägt. Im Süden befinden sich noch wertvolle Relikte des Traubenkirschen-Erlen-Eschenwaldes (Pruno-Fraxinetum), der eine charakteristische Auwald-Gesellschaft entlang des Heubaches darstellt.

Aus vogelkundlicher Sicht bemerkenswert sind die in den letzten Jahren festgestellten erfolgreichen Bruten eines Kolkrabenpaares (RL1N/1N) im Bereich der Kiefernwälder. Im ca. 70 ha großen, baumfreien Offenlandbereich herrschen sattgrüne Fettweiden und -wiesen vor, die von kleinen Entwässerungsgräben durchzogen sind. In manchen Gräben und Randbereichen sind noch vegetationskundlich wertvolle, trockene bis nasse Magerweiden-Fragmente mit Heide-und Niedermoorarten wie Braunsegge (Carex nigra), Blutwurz (Potentilla erecta) und Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris, RL */3) zu finden.

Auf einer mit Pfeifengras (Molinia caerulea) bestandenen Lichtung konnte die stark gefährdete Kurzflügelige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera RL 3/2) überleben, eine in Westfalen auf Morrandbereiche und Heidereste zurückgedrängte Art. Landesweit herausragend ist eine rund 1,5 ha große, eingezäunte Binsen-Pfeifengraswiese (Junco-Molinietum). Diese Moorwiesen-Gesellschaft ist in NRW mittlerweile vom Aussterben bedroht. Sie beherbergt zahlreiche floristische Raritäten wie Lungenenzian, Teufelsabbiss (Succisa pratensis, RL 3/3), Borstgras (Nardus stricta, RL 3/3) und Glockenheide (Erica tetralix).

Auch für Heuschreckenarten wie dem Bunten Grashüpfer (Omocestus viridulus) oder der Langflügeligen Schwertschrecke (Conocephalus discolor) ist die Pfeifengraswiese von Bedeutung. Seit 2003 werden die ca. 350 Dülmener Wildlinge im Winterhalbjahr als Biotoppfleger eingesetzt und beweiden die wertvolle Fläche für drei bis vier Stunden im Monat. Ohne diese Pflegemaßnahme würden das Pfeifengras (Molinia caerulea) und die aufkommenden Gehölze Überhand nehmen und schließlich die wertvollen Krautpflanzen verdrängen.

Das NSG liegt etwa 12 km westlich der Stadt Dülmen und ist für Besucher in den Sommermonaten bei gutem Wetter an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. weitere Informationen unter: www.wildpferde.de