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NSG Tiergarten


Tiergarten 1Das seit 2004 in Landeseigentum befindliche Naturschutzgebiet Tiergarten schließt sich unmittelbar südlich an die Ortschaft Nordkirchen an und schmückt sich mit der prächtigen Kulisse des barocken Wasserschlosses Nordkirchen. Das Erscheinungsbild des Gebietes wird durch Wald und einen naturschutzfachlich sehr wertvollen, strukturreichen Grünlandkomplex geprägt. Als naturnahe Waldgesellschaft ist punktuell der Stieleichen-Hainbuchenwald (Stellario-
Carpinetum) zu finden. Zahlreiche Baumgruppen mit zum Teil seltenen Gehölzen wie der Sumpfeiche (Quercus palustris) verleihen dem Offenlandbereich, ebenso wie im benachbarten NSG Hirschpark  Nordkirchen, einen parkähnlichen  Charakter. Einer Lithographie von 1911 (Jung 1980) ist zu entnehmen, dass die Anlage ehemals als Pferde- Rennbahn mit Naturhindernissen genutzt wurde. Das Grünland-Areal wird bis heute „Rennplatz“ genannt.

Eine weitere, kulturhistorische Besonderheit stellt eine mit flachen, schmalen Gräben versehene Nass-grünlandfläche im Südosten dar. Diese Grüppenstruktur diente vermutlich der Entwässerung, so dass die Fläche landwirtschaftlich nutzbar war. Auf der Nassgrünlandfläche und im Bereich der Entwässerungsgräben kommen gefährdete Flutrasen-Gesellschaften, Seggenriede sowie floristische Besonderheiten wie Wiesensilge (Silaum silaus, RL 3/3), Röhrige Pferdesaat (Oenanthe fistulosa, RL 3/3), Blasensegge (Carex vesicaria, RL 3/3) und Erdbeerklee (Trifolium fragiferum, RL 3/3) vor. Hier finden auch die Langflügelige und die Kurzflügelige Schwer tschrecke (Conocephalus discolor, C. dorsalis) ihren Lebensraum.Seit 2004 werden die Grünlandflächen nach den Vorgaben des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Als vegetationskundliche Besonderheit ist die Grünlandfläche westlich der alten Eichenallee zu nennen. Hier entwickelt sich unter der extensiven Mähweidennutzung eine artenreiche Glatthaferwiese, die im Tiefland infolge der landwirtschaftlichen Modernisierung mittlerweile vom Aussterben bedroht ist.

Schloss Nordkirchen – das westfälische Versailles
Das imposante, barocke Wasserschloss Nordkirchen ist nicht der erste Herrensitz an dieser Stelle. Es ruht auf Fundamenten, deren Steinmaterial von der trutzigen Wasserburg „Nortkirchen“ stammt, die zu den mächtigsten des Münsterlandes zählte. In der zu Beginn des 15. Jahrhunderts errichteten Wasserburg lebten die Ritter von Morrien, die ihren ersten Wohnsitz vielleicht in einer „Motte“ im benachbarten NSG Hirschpark hatten. 1694 ging das Anwesen gegen Zahlung von 250.000 Reichstalern in den Besitz von Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg-Lenhausen über. Im Jahre 1703 wurde die alte Wasserburg abgerissen und nach den Plänen des Baumeisters Gottfried Laurenz Pictorius in holländisch-westfälischem Barock unter Verwendung von Baumberger Sandstein als Familienschloss neu erbaut.

„Das Schloss in Versailles war für Pictoruis Vorbild und Anregung zugleich, nur eben in westfälischer Prägung mit bodenständiger Bauweise“ (Jung 1980). Nach dem Tode seines Onkels übernahm der ehrgeizige Freiherr Ferdinand von Plettenberg die große Schlossbaustelle und übertrug 1725 dem Baumeister Johann Conrad Schlaun die Umbauarbeiten und Fertigstellung (1733). Die barocken Gartenanlagen des 172 ha großen Schlossparks wurden ebenfalls im französischen Stil angelegt. 1903 ging das Schloss in den Besitz der Herzöge von Arenberg über. Seit 1958 befindet es sich im Eigentum des Landes NRW und ist Sitz der Fachhochschule für Finanzen.