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NSG Teiche in der Haubachniederung


Das historische Teichgut in der Heubachniederung wird gerne als das Herzstück der Dülmener Seenplatte bezeichnet. Der große Teichkomplex des Herzogs von Croÿ, auch als Teichgut Dülmen bekannt, liegt in der ehemals moorgeprägten Niederung des Heubaches. Aufgrund der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt der flachen, z.T. extensiv genutzten Fischteiche wurde das Gebiet mit einer Gesamtgröße von 332 ha als FFH-Gebiet ausgewiesen. Die Teiche liegen in den Kreisen Recklinghausen undCoesfeld, südwestlich von Dülmen.

Der im Kreis Coesfeld befindliche Teil umfasst etwa 115 ha und ist überwiegend nördlich des Heubaches gelegen. Die einschneidenden Veränderungen der Landschaft begannen mit der Regulierung des Heubaches im Jahr 1898. In seinem historischen Verlauf überschwemmte der Bach die Niederung fast den ganzen Winter über und zeitweise sogar im SommerAber auch nach dem ersten Ausbau waren die Wasserstände in niederschlagsreichen Zeiten noch sehrhoch, so dass eine landwirtschaftliche Nutzung nur sehr eingeschränkt durchführbar war. Aus diesem Grund entschied man sich für die Anlage von Fischteichen, die einen wirtschaftlichen Ertrag in die Heubachniederung bringen sollten. So wurde von 1909 bis 1919 der größte Teil des heutigen Teichgutes geschaffen. Heute be- und entwässern mehrere künstlich veränderte oder angelegte Bäche (Orbach, Kettbach, Heubach) und Gräben die Teiche in der Heubachniederung. Dazwischen befinden sich die etwa 10 bis 30 ha großen Teichflächen (Vogelvennteich, Bruchteich, Havichhorstteich, Oedlerteich) sowie zahlreiche kleinere Teichanlagen.

Interessant ist, dass seinerzeit keine Ausschachtungen für die Teiche stattfanden. Die Wasserflächen wurden lediglich durch die Anlage von Wällen und Dämmen unterteilt, um die humusreiche Bodenschicht des ansonsten nährstoffarmen Bodens zu erhalten. Die Vielfalt der Gewässer entstand vor allem dadurch, dass das Teichgut als eigenständiger Zuchtbetrieb insbesondere für Karpfen und Schleie entwickelt werden sollte, d.h. neben den großen auch zahlreiche kleine Laich-, Brut-, Streck-, Hälterund Winterteiche angelegt wurden. Heute dient nur noch ein kleiner Teil der Teiche zur Karpfenzucht.

Die meisten Flächen sind vom Land NRW für Naturschutzzwecke gepachtet und werden extensiv genutzt. Insgesamt sind 35 Pflanzenarten der Roten Liste NRW (LÖBF/LAfAO 1999) im Schutzgebiet nachgewiesen (Jaletzke u. Walter 2005). Zu den besonderen Schätzen gehören vor allem die einzigartigen Bestände der offenen Schlammbodenvegetation mit drei Tännel-Arten (Sechsmänniger Tännel Elatine hexandra, RL 2/2,Wasserpfeffer- Tännel Elatine hydropiper, RL 3/3, Dreimänniges Tännel Elatine triandra, RL 2/2). Hinzu kommen zahlreiche Raritäten der Teichuferfluren wie Flutender Sellerie (Apium inundatum, RL 2N/2N) oder Pillenfarn (Pilularia globulifera, RL 3N/3N). Im Wasser schwimmen seltene Wasserpflanzen wie z.B. das Gras-Laichkraut (Potamogeton gramineus, RL 2/2) oder das Stumpfblättrige Laichkraut (Potamogeton obtusifolius, RL 2/2). Geradezu sensationell war bei Untersuchungen 2003 (van de Weyer et al. 2004) der Fund von Braun´s Armleuchteralge (Chara braunii, RL BRD 1), der in den Teichen als Erstnachweis für ganz Nordrhein- Westfalen gilt!
Zahlreiche Tierarten beleben die Wasserflächen, Uferfluren und Röhrichtzonen im Jahresverlauf. Im Frühjahr kommen verschiedene Amphibien an die Gewässer. Hierzu gehört auch der vom Aussterben bedrohte Moorfrosch (RL 1/1). Neben einer Vielzahl weit verbreiteter Arten fliegen im NSG auch seltene Libellen wie die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca, RL 2/2), die Nordische Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda, RL 2/3) und als besondere Rarität die Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum, RL 1/1). An seltenen Heuschreckenarten konnten in den letzten Jahren die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum, RL 2/2) und der Wiesen-Grashüpfer (Chorthippus dorsatus, RL 2/3) nachgewiesen werden.

Und nicht zu vergessen, die ausgesprochen reichhaltige Vogelwelt der Teichlandschaft mit individuenreichen Vorkommen von Teichrohrsänger (RL 3/2) und Rohrammer (RL V/*). Neben weiteren Brutvögeln wie Blaukehlchen (RL 2N/1), Krickente (RL 2/2), Wasserralle (RL 2/2) oder Zwergtaucher (RL 2/2) dienen die Teiche vor allem im Frühjahr und Herbst als wichtiger Rast- und Mauserplatz für eine Vielzahl von Zugvögeln. Als besonderer Gastvogel kann gelegentlich die in NRW vom Aussterben bedrohte Rohrdommel (RL 1/0) beobachtet (oder besser: verhört) werden. Regelmäßig wird der Fischadler (RL 0) auf seiner Durchreise im Frühjahr und Herbst an den Fischteichen gesichtet.