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NSG Steveraue


Steveraue (1)Der unter Schutz stehende Flussabschnitt der Stever befindet sich im äußersten Süden des Kreises Coesfeld. Er umfasst etwa neun Kilometer Fließgewässerstrecke des sandgeprägten Tieflandflusses sowie große Bereiche seines natürlichen Überschwemmungsgebietes. Das NSG Steveraue beginnt östlich von Olfen, ab der Querung der „Alten Fahrt“ des Dortmund-Ems-Kanals über die Stever. Es reicht flussabwärts bis zur Mündung in den Hullerner Stausee, dem Vorbecken des Halterner Stausees. Die bis zu 1 km breite Steverniederung wird meist von drei bis vier Meter hohen Terrassenkanten begrenzt, die über weite Strecken morphologisch sehr auffällige Strukturen bilden.

Die Aue ist auch heute noch durch naturnah reliefierte Grünlandflächen geprägt. Der Steverabschnitt zwischen der „Neuen Fahrt“ des Kanals und der Brücke bei Hof Ellertmann unterhalb der Füchtelner Mühle nordöstlich Olfens wurde im Rahmen von Natura 2000 als FFH-Gebiet gemeldet. Für die Gebietsabgrenzung war der Nachweis der für NRW sehr bedeutenden Bestände des Steinbeißers (Cobitis taenia, RL D/2) ausschlaggebend, so dass man sich bei der Schutzgebietsabgrenzung auf das eigentliche Gewässerbett beschränkte. Nordwestlich von Olfen ist an der Füchtelner Mühle ein strukturreicher Altarmkomplex mit verschiedenen Verlandungsstadien erhalten. Auf den umliegenden Flächen wird seit einigen Jahren auf inzwischen 62,5 ha ein Beweidungsprojekt umgesetzt. Die Stadt Olfen hat dies im Rahmen der Ausgleichsregelung für ihre Baulandausweisungen durch Schaffung eines Kompensationsflächenpools initiiert (Buschmann et al. 2003).

Ehemalige Ackerflächen, die bis direkt an die Ufer der Stever hinabreichten, werden seit September 2002 mit Konikpferden und Heckrindern extensiv beweidet. Übergeordnetes Ziel ist hierbei die Entwicklung einer mehr oder weniger offenen Auenlandschaft, die bei Hochwasser überflutet wird. Durch die sehr extensive Beweidung entstehen dynamische Sukzessionsflächen. Struktur und Erscheinungsbild der entstehenden Landschaft sind dabei nicht vorgegeben, sondern werden von den Weidetieren geschaffen.

Es ist langfristig eine halboffene, von Gebüschen und Baumgruppen durchsetzte, dynamische Auenlandschaft zu erwarten, die dem sehr urwüchsigen Bild früherer Siedlungsperioden entspricht. Durch den Bau eines Umgehungsgerinnes über die gesamte Projektfläche soll auch die Durchgängigkeit der Stever im Bereich der Füchtelner Mühle wieder hergestellt werden. Die bereits 1665 erbaute Mühle ist heute als Flusskraftwerk ausgebaut und bildet an dieser Stelle bisher eine unüberwindbare Barriere für alle wandernden Fließgewässerorganismen. Bei der Erweiterung des Beweidungsprojektes in Richtung Ostenwurde auch auf einem kurzen Abschnitt die Befestigung des linken Ufers entfernt, damit der Fluss sein altes Bett in der Aue zurückerobern kann.
Im Auftrag der Unteren Wasserbehörde des Kreises Coesfeld wurde 2005 ein Konzept zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF) erstellt, das die gesamte Stever von der Quelle in den Baumbergen einschließlich der größeren Nebengewässer bis zur Mündung in die Lippe betrachtet. Das Konzept beschreibt den Fluss detailgenau und schlägt Maßnahmen vor, um langfristig die natürlich ausgeprägte Flusslandschaft der Stever wieder herzustellen.

 

Das große Einzugsgebiet der Stever
Die Stever entspringt bei Stevern in den Baumbergen (vgl. NSG Steverquelle) und fließt durch Appelhülsen, Senden, Lüdinghausen und Olfen, um schließlich unterhalb des Halterner Stausees in die Lippe zu münden. Fast zwei Drittel der Kreisfläche von Coesfeld liegen im Einzugsgebiet der Stever und der zahlreichen ihr zufließenden Gewässer. Etwa 1 Million Menschen aus dem Münsterland und dem Ruhrgebiet beziehen ihr Trinkwasser aus dem Stever-Einzugsgebiet (insb. Gelsenwasser AG). Zur Vermeidung von Belastungen des Trinkwassers mit Schadstoffen wie Pflanzenschutzmitteln und Nitraten wurde eine Kooperation zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft unter Schirmherrschaft des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW gegründet. Hierbei arbeiten Berater eng mit der Landwirtschaft zusammen, um Beeinträchtigungen der Gewässer zu vermeiden. Inzwischen konnte die Wasserqualität der Stever deutlich verbessert werden.