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NSG Plümer Feld


Plümer Feld (1)Eine Tonabgrabung wird zum Libellen- und Seggenparadies . . .
Nördlich von Seppenrade hat sich auf den Flächen einer ehemaligen Tonabgrabung ein sehr wer tvoller Biotopkomplex entwickelt, der auf kleiner Fläche (27,8 ha) ein außergewöhnlich vielfältiges Tier- und Pflanzenartenspektrum aufweist. Hier befinden sich mehrere, bis zu zwei Meter tiefe Abgrabungsgewässer eines alten Ziegeleibetriebes, der hier von Mitte der 1960er bis Anfang der 1980er Jahre Ton abbaute. Das Schutzgebiet Plümer Feld liegt in einer flachen Ebene am Rande des Seppenrader Hügellandes. Unter Stauwassereinfluss entstanden dort im Laufe der Bodengenese Pseudogleye mit einem hohen Ton-Lehm-Anteil. Auf dem wasserundurchlässigen Untergrund blieben nach der Abgrabung große Wasserflächen zurück.

Die Bedeutung dieser Gewässer für den Naturschutz wurde nach dem Abbauende frühzeitig erkannt. Bereits Anfang der 1980er Jahre stellte man sieben Amphibienarten fest: Laubfrosch (Hyla arborea, RL 2N/2), Kammmolch (Triturus cristatus, RL 3/*, ca. 500 Ex.), Bergmolch (Triturus alpestris),Teichmolch (Triturus vulgaris), Teichfrosch (Rana esculenta), Erdkröte (Bufo bufo) und Grasfrosch (Rana temporaria) (LÖBF 1986). Im Jahr 1985 wurde das südliche Teilgebiet als NSG ausgewiesen, 1987 das nördliche. Der Kreis Coesfeld pachtete die zentralen Flächen, die seit fast 20 Jahren von ehrenamtlichen Helfern im Rahmen vieler Arbeitseinsätze gepflegt werden. Zu den wichtigsten Pflegemaßnahmen gehören die regelmäßige Freistellung der Gewässer und der angrenzenden, feuchten Offenlandflächen von dem aufkommenden Gehölzjungwuchs (insb. Weiden) sowie eine Mahd im Spätsommer. So konnten sich auf den offenen, basenreichen Tonböden zahlreiche floristische Raritäten ansiedeln, und noch immer werden bei Bestandsaufnahmen neue Arten entdeckt.

Im Gebiet sind inzwischen großflächig Kleinseggenrasen ausgebildet. Insgesamt wurden allein 13 verschiedene Seggenarten, davon sieben Kleinseggenarten, im Plümer Feld nachgewiesen (Carex flacca, C. panicea, C. nigra, C. pallescens, C. demissa, C. hostiana, C. lepidocarpa). Auch große Bestände des Gefleckten Knabenkrautes (Dactylorhiza maculata, RL 3N/3) sowie Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, RL 3N/ 2N), Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) und Kriech-Weide (Salix repens s.l., RL 3/3) kommen hier vor. Die freigestellten und frisch abgeschobenen Gewässerufer weisen eine artenreiche Pionier-Ufervegetation mit Zwergbinsengesellschaften (Isoeto Nanojuncetea) auf. Sie bilden sich vor allem auf den im Sommer trockenfallenden Böden aus.

Im Winter 2005 wurden vom Kreis Coesfeld drei neue Kleingewässer im Gebiet angelegt, in denen bereits im gleichen Jahr der gefährdete Wasserschlauch (Utricularia australis, RL 2/2) nachgewiesen werden konnte. Die Gewässer sind durch vielfältige Biotopstrukturen mit Röhrichten und Wasservegetation sowie Seggenrieden, Weidengebüschen und feuchten Hochstaudenfluren gekennzeichnet (u.a. mit Spiegelndem Laichkraut (Potamogeton lucens, RL 3/3), Grauer Teichbinse (Schoenoplectus tabernaemontani, RL 3N/3N) und Schnabel- Segge (Carex rostrata, RL 3/3)).

Die Abgrabungsgewässer sind auch für die Libellenfauna von besonderer Bedeutung. Mit dem Nachweis von insgesamt 38 Arten seit 1993 gehört das Plümer Feld zu den libellenreichsten Gebieten im Kreis Coesfeld (Schmidt 2005). Für den Eisvogel (RL 3N/2), die Rohrammer (RL V/*), die Turteltaube (RL 3/3) und die Graugans ist das Schutzgebiet ebenfalls zur Heimat geworden. Im Frühjahr und Herbst bietet es außerdem zahlreichen durchziehenden Vogelarten wie Bekassine, Zwergschnepfe und Knäkente einen wertvollen Rastplatz. An blütenreichen Säumen fliegen Schmetterlinge wie C-Falter (Polygoniac-album, RL */V) und Nierenfleck (Thecla betulae, RL 3/2).

Woher stammen die floristischen Raritäten, die z.B. an den Ufern neu angelegter Kleingewässer aufkommen? Stammen sie aus der Samenbank im Boden oder sind sie von weit her, z.B. über Vögel, in das Gebiet eingebracht worden? Die Botaniker stehen hier nicht selten vor einem großen Rätsel.