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NSG Letter Wacholderheide


Die rund 13 ha große Letter Wacholderheide ist ein überaus wertvolles Relikt einer weitläufigen Heidelandschaft, die sich im 19. Jahrhundert zwischen Lette und Dülmen erstreckte. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts musste die Heide modernisierten Nutzungsansprüchen weichen. Charakteristisch für die Letter Wacholderheide ist das flachwellige Binnendünengelände, das aus extrem nährstoffarmen Sandböden (Regosol, Podsol) besteht. Der offene Kernbereich ist durch Heide (Genisto Callunetum), Wacholdergebüsch (Dicrano-Juniperetum) und Sandmagerrasen-Gesellschaften geprägt. Diese Biotope sind im Münsterland stark gefährdet und durch § 62 des Landschaftsgesetzes Nordrhein-Westfalens geschützt. Die Heide- und Sandmagerrasen-Vegetation setzt sich aus konkurrenzschwachen, niedrigwüchsigen Pflanzenarten zusammen. Sie können sich als sogenannte Pionierarten nur auf offenen, besonnten Standorten behaupten und sind daher auf eine dauerhafte Pflege angewiesen, die für eine Offenhaltung der Standorte sorgt. Andernfalls werden sie infolge der zunehmenden Beschattung durch Gebüsch verdrängt und schließlich durch Waldgesellschaften ersetzt. Im Offenland kommen neben Besenheide (Calluna vulgaris) und Wacholder (Juniperus communis, RL 3/2) weitere, in Nordrhein-Westfalen gefährdete Arten wie Frühlings-Spörgel (Spergula morisonii, RL 3/3), Frühe Haferschmiele (Aira praecox, RL 3/3) und Silbergras (Corynephorus canescens, RL 3/3) vor. Die Sandflächen sind auch von Bedeutung für Sandbienen, Sandlaufkäfer und Heuschrecken.

Entlang der wärmebegünstigten, mit Eichenlaub bedeckten Waldsäume befinden sich die Reviere der Waldgrille (Nemobius sylvestris). Sie ist schwer zu entdecken, im Hochsommer aber gut zu hören. Die Waldgrille ist im Kreis Coesfeld recht selten. Seit 2004 werden zur Erhaltung und Optimierung von Heide und Sandmagerrasen regelmäßige Pflegearbeiten durchgeführt. Dazu gehören Maßnahmen wie Entbuschung (Birken und Kiefern), Beseitigung der Brombeerbestände und Schaffung von Rohböden durch Abplaggen (Entnahme der oberen Rohhumusschicht).

Das Heidebauerntum prägte vom Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts das Landschaftsbild auf den nährstoffarmen Sandböden Nordwestdeutschlands. Durch Waldweide und Holzeinschlag wurden die ursprünglichen Eichen- und Buchenmischwälder zurückgedrängt und durch offene Heidelandschaften ersetzt. Neben der Weidewirtschaft und der Imkerei war das Heideplaggen im Zusammenhang mit dem Ackerbau von großer Bedeutung. Beim Plaggenhieb wurde mit einer speziellen Hacke die obere Bodenschicht mitsamt dem Heidekraut und dem oberen Wurzelwerk abgeschält. Die Plaggen verwendeten die Heidebauern zunächst als Einstreu für das Vieh. Der Plaggenmist wurde dann als Dünger auf den Äckern verteilt. Die Plaggengewinnung beanspruchte viel Fläche, denn erst nach 10 bis 20 Jahren hatte sich die Heidevegetation wieder regeneriert. Die größte Flächenausdehnung der Heidewirtschaft war Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Niedergang der Heidewirtschaft begann mit dem Aufkommen des Kunstdüngers und der zunehmenden Aufforstung von Heiden zur Deckung des wachsenden Bedarfs an Holz für den Bergbau.

Infotafel im Gebiet vorhanden.