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NSG Ichterloh


Ichterloh (1)Der Waldkomplex NSG Ichterloh liegt in leichter Kuppenlage von etwa 70 m bis 90 m über NN nördlich des kleinen Dorfes Capelle. Er ist großflächig durch anspruchsvolle und artenreiche Buchenwälder (Galio- Fagetum) auf basischen, z. T. kalkreichen Böden geprägt. Vor allem im Zentrum des Gebietes treten kreidezeitliche Kalk-Mergelschichten an die Bodenoberfläche. Auf ihnen bildeten sich (Pseudogley-)Rendzinaund (Pseudogley-)Braunerde-Böden, die dem Waldmeister-Buchenwald gute Wuchsbedingungen bieten. Auf den angrenzenden, schwereren und im Winter sehr nassen Lehmböden - insbesondere an den unteren Hängen und Hangfüßen - ist der Waldkomplex, wie auch im benachbarten NSG Hirschpark Nordkirchen, von Stieleichen-Hainbuchenwald-Beständen (Stellario-Carpinetum) geprägt. Vielfach sind Übergänge zwischen beiden Waldgesellschaften vorhanden. Einige Waldparzellen sind forstlich stärker überformt und durch Eschen-, nicht heimische Pappel-, Roteichenund Fichtenbestände gekennzeichnet.

Kaum ein anderes Waldgebiet im Kreis Coesfeld weist ein so vielfältiges Orchideenspektrum auf, wie der Kalk-Buchenwaldkomplex des NSG Ichterloh. Violett blühendes Purpur- Knabenkraut (Orchis purpurea, RL 2/2), Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia s.l., RL 3/2), Weißes Waldvögelein (Cephalanthera damasonium, RL */3), Großes Zweiblatt (Listera ovata) und Nestwurz (Neottia nidusavis, RL 3/3) kommen in den Wäldern vor. Sie bereichern die geophyten und artenreiche Krautvegetation sehr eindrucksvoll. Von ganz besonderer Bedeutung ist der Nachweis der stark gefährdeten Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera, RL 3N/2), die vor allem durch den hohen Kalkgehalt der Böden begünstigt wird. Es ist das einzige bekannte Vorkommen im Kreis Coesfeld.

Eine von Waldflächen umschlossene Ackerfläche westlich des Hauses Ichterloh wurde inzwischen in extensiv genutztes Grünland umgewandet und durch Gehölz-Anpflanzungen sowie die Anlage von Kleingewässern vielfältig strukturiert. Die neuen Kleingewässer haben sich bereits zu wertvollen Amphibien-Lebensräumen mit Vorkommen von insgesamt sechs Amphibienarten, u.a. auch des gefährdeten Kammmolches (Triturus cristatus, RL 3/*), entwickelt. Das NSG Ichterloh umfasst einen über 200 ha großen, zusammenhängenden Waldkomplex und bildet zusammen mit dem NSG Hirschpark Nordkirchen das FFH-Gebiet Wälder Nordkirchen. Wichtige naturschutzfachliche Entwicklungsziele sind der Erhalt und die Optimierung der standorttypischen Laubwälder mit Belassen von ökologisch sehr wertvollen, alten und abgestorbenen Einzelbäumen in den Beständen. Alte, natürlich absterbende Bäume sind als Horst- und Höhlenbäume für Vögel und Fledermäuse (u.a. Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus) unerlässlich. Zudem bieten sie ein vielfältiges Lebensraumspektrum für Insekten sowie viele spezialisierte Pilz- und Moosarten. Darüber hinaus steht die Entwicklung von naturnahen Waldrändern und Saumstrukturen im Vordergrund, die sich aufgrund der kalkreichen Böden als sehr artenreich erweisen. Das Waldgebiet befindet sich seit 2004
im Eigentum des Landes NRW und wird vom Forstamt Münster betreut.

 

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) findet hier in Mitteleuropa ihren optimalen Wuchsraum und wird natürlicherweise erst auf (stau-) nassen, zu trockenen oder felsigen Standorten von anderen heimischen Baumarten abgelöst.