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NSG Hirschpark Nordkirchen


Das 194 ha große Naturschutzgebiet wird von einem strukturreichen, ausgedehnten Hirschpark Nordkirchen (1)Grünlandkomplex geprägt, der von überwiegend naturnahen, großflächigen Stieleichen-Hainbuchenwäldern (Stellario-Carpinetum) und eingestreuten Pappelforsten umgeben ist. Es herrschen schwere, staunasse und grundwasserbeeinflusste Böden vor. Ein Großteil des NSG bildet zusammen mit dem östlich liegenden Waldkomplex bei Haus Ichterloh das rund 326 ha große FFH-Gebiet Wälder Nordkirchen. Der Hirschpark Nordkirchen befindet sich seit 2004 im Landeseigentum und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Bei dem heute rund 40 ha großen Offenlandbereich handelt es sich um ein historischesWildgehege-Relikt, das ehemals rund 375 ha umfasste.


Hervorzuheben sind die zahlreichen Baumgruppen mit Gehölzen unterschiedlichster Art, die dem Gelände einen parkähnlichen Charakter verleihen. 1929 wurde der Hirschpark vom Herzog Engelbert-Karl von Arenberg, einem Vetter des Herzogs von Croÿ, zu einem Wildponygestüt umfunktioniert. Er begründete die Zucht des Arenberg-Nordkirchener Ponys. Diese Robust- Kleinpferderasse war das Ergebnis einer Kreuzung von Panjestuten (litauischer Landschlag) mit Dülmener Hengsten. Nach der Aufgabe des Wildpferdegestüts ging die etwa 100 Köpfe zählende Herde in der westfälischen Reitponyzucht auf. Im Anschluss bewirtschafteten verschiedene Landwirte die verpachteten Offenlandflächen mit unterschiedlicher Intensität. Ende der 1980er Jahre wurden umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen durchgeführt, die einen deutlichen Verlust wertvoller Grünlandgesellschaften feuchter Standorte nach sich zogen. Erfreulicherweise blieb jedoch das wertvolle Nassgrünland weitestgehend von diesen Maßnahmen unberührt. Seit 1993 werden die Flächen im naturschutzfachlichen Sinne als extensives Grünland ohne Düngung mit einer Mutterkuhherde bewirtschaftet.

Zu den heutigen Schutzgütern des Gebietes gehören neben den verbliebenen Nass- und Feuchtgrünlandflächen mit gefährdeten Arten wie Braunsegge (Carex nigra), Erdbeer- Klee (Trifolium fragiferum RL 3/3) und Kammgras (Cynosurus cristatus) die für das Münsterland charakteristischen Stieleichen-Hainbuchenwälder. Bislang wurden 14 Pflanzenarten der Roten Liste und Vorwarnliste NRW nachgewiesen. Auch für das Tierreich stellt das NSG einen überaus wertvollen Rückzugsraum dar. Als ornithologische Besonderheiten sind zahlreiche gefährdete Brutvogelarten wie Wespenbussard (RL 3N/3N), Kleinspecht (RL 3/3), Schwarzspecht (RL 3/3) und Hohltaube (RL *N/3N) zu nennen. Darüber hinaus bietet das Gebiet wertvolle Lebensräume für Fledermäuse, Schmetterlinge und Amphibien. Von überregionaler Bedeutung ist hier vor allem das Vorkommen des Laubfrosches. Ein Besuch des Gebietes lohnt sich insbesondere zur Blütezeit der Frühjahrsblüher in den Monaten April bis Mai.

Wespenbussard (Pernis apivorus, RL 3N/3N) Anhang I-Art der EU-Vogelschutzrichtlinie
– ein ungewöhnlicher Insektenjäger
Wie der Name vermuten lässt, ernährt sich der Wespenbussard hauptsächlich von Wespen. Um die Larven, Puppen und Imagines verzehren zu können, gräbt er deren Nester aus. Im Vergleich zum häufig vorkommenden Mäusebussard ist der Wespenbussard durch einen längeren und schlankeren Hals sowie einen längeren Schwanz zu unterscheiden. Die Unterscheidung ist jedoch oft schwierig. In Mitteleuropa ist die Art vor allem durch die Zerstörung einer ursprünglich insektenreichen Kulturlandschaft und durch die naturferne Waldbewirtschaftung gefährdet. Der Hirschpark Nordkirchen stellt für den Wespenbussard einen idealen Lebensraum dar. Er brütet in den großen, naturnahen Wäldern und geht im strukturreichen, extensiv bewirtschafteten Grünlandkomplex auf Insektenjagd. Vogelkundlich Interessierte können hier insbesondere im Mai und Juni Glück haben und den Wespenbussard bei seinen Balzflügen oder auch bei der Nahrungssuche beobachten. Im Oktober macht er sich auf den Weg und zieht in sein Winterquartier nach Afrika.