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NSG Gagelbruch Borkenberge


Gagelbruch Borkenberge (1)Das Gebiet des NSG Gagelbruch liegt als flache, vermoorte Senke am Nordrand des Truppenübungsplatzes Borkenberge, westlich angrenzend an den Flugplatz Borkenberge. Die Einzigartigkeit des etwa 88 ha großen Gebietes ist durch das vielfältige Mosaik von Pflanzengesellschaften der in NRW sehr seltenen Moor-Lebensräume begründet. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die dem Schutzgebiet Namen gebenden Moorwald- und Vorwaldstadien mit Gagelgebüschen.

Im Zentrum des Naturschutzgebietes befindet sich ein großes, dystrophes (nährstoff- und kalkarm, reich an Huminstoffen) bis mesotrophes Gewässer. Von 1917 bis in die 1930 Jahre wurde hier eine große Fischteichanlage betrieben, die man jedoch aufgrund ihrer Unwirtschaftlichkeit wieder aufgab. Zurückgeblieben ist ein breiter, befahrbarer Damm am Rande der ehemaligen Teichanlage. Die flachen Ufer des Gewässers sind heute durch ein fast vollständiges Spektrum von gefährdeten Verlandungsgesellschaften wie den von Torfmoosen durchsetzten Zwiebelbinsen-Rasen (Juncus bulbosus-Gesellschaft), Schnabelseggen-Rieden (Caricetum rostratae) sowie Gagelgebüschen (Myricetum gale) und Schilfröhrichten (Scirpo-Phragmitetum) geprägt.

Zu den vegetationskundlich sehr bedeutsamen Moorregenerationsstadien gehören Bult-Schlenkenkomplexe mit ausgedehnten Moorlilienvorkommen (Narthecium ossifragum, RL 3N/3N). In vermoorten Senken und ehemaligen Torfstichen sind neben verschiedenen Torfmoosarten auch Moor-Bärlapp (Lycopodiella inundata, RL 3N/3N), Braunes Schnabelried (Rhynchospora fusca, RL 2/2), Moosbeere (Vaccinium oxycoccus, RL 3N/3N) und Rosmarinheide (Andromeda polyfolia, RL 2/3N) angesiedelt. Am Ostrand des Naturschutzgebietes ergänzen feuchte und zum Teil sehr alte, naturnahe Birken-Eichenwälder (Betulo-Quercetum) das Lebensraumspektrum. Die in NRW stark gefährdete Waldgesellschaft stellt hier die potenziell natürliche Vegetation auf dem Sandboden dar. Die weitgehend ungestörten Moorlandschaften am Rande der Borkenberge besiedeln Tierarten mit spezialisierten Lebensraumansprüchen. Die flachen Uferstrukturen des zentralen Gewässers sucht beispielsweise das Blaukehlchen (RL 2N/1) zur Nahrungsaufnahme auf. Es findet in den Gebüschen und Schilfbeständen ideale Brutbedingungen vor.

Das NSG Gagelbruch gehört zu den wenigen Brutgebieten der Art in Nordrhein-Westfalen. Neben Teichrohrsänger (RL 3/2), Zwergtaucher (RL 2/2) und Krickente (RL 2/2) konnten auch Brutvorkommen der nachtaktiven Wasserralle (RL 2/2) nachgewiesen werden. Diese scheue Rallenart verrät sich dem kundigen Hörer vor allem durch ihre lauten Rufe, die ähnlich wie das Quieken eines Ferkels klingen.Von den Amphibienarten ist das Vorkommen des Moorfrosches (Rana arvalis, RL 1/1) hervorzuheben, der die nährstoffarmen Moorgewässer als Laichgewässer nutzt. Das gesamte NSG Gagelbruch ist Bestandteil des Truppenübungsplatzes Borkenberge. Achtung! Truppenübungsplätze sind militärische Sicherheitsbereiche und dürfen nicht betreten werden! Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich geahndet.

Gagelgebüsche (Myricetum gale, RL 2) gehören zu den natürlichen Verlandungsgesellschaften dystropher bis mesotropher Gewässer und bilden Vorwaldstadien zu Moorbirken- und Moorbirken-Erlenbruchwäldern (Betuletum pubescentis, Carici elongatae-Alnetum). Im NSG Gagelbruch sind die verschiedenen Entwicklungsstadien nahezu bilderbuchmäßig vorhanden. Stete Begleiter der Krautschicht sind in den Bruchwäldern neben Torfmoosen auch der Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre, RL 3/3) oder das Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens).