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NSG Brink


NSG Brink – eine Erfolgsgeschichte aus 2. Hand


Brink 1Die rund drei Meter unter dem Niveau der Umgebung liegende Tonabgrabung ist das Herzstück des Naturschutzgebietes Brink und beherbergt eine der größten Populationen des Laubfrosches (Hyla arborea, RL 2N/2) Nordrhein-Westfalens. Besonders eindrucksvoll ist das Konzert der Laubfrosch-Männchen während der Balzzeit in lauen Frühsommernächten. Das Erscheinungsbild der Tongrube ist durch zahlreiche Kleingewässer, Weidengebüsche, Seggenriede und Hochstaudenfluren gekennzeichnet. Mehrere flachgründige Artenschutzgewässer wurden auf Initiative des Naturschutzbundes (NABU) Coesfeld e. V., der frühzeitig die hohe naturschutzfachliche Bedeutung der Abgrabung erkannte, angelegt.

Der strukturreiche Feuchtbiotopkomplex ist heute ein einzigartiges Amphibien-Eldorado, das nicht nur dem Laubfrosch, sondern auch Arten wie Grünfrosch (Rana kl. esculenta), Kammmolch (Trituruscristatus RL 3/*) und Bergmolch (Triturus alpestris) optimale Lebensbedingungen bietet. Darüber hinaus ist die Tonabgrabung wertvoll für die Insektenwelt. Zum Beispiel finden hier aus dem Reich der Libellen Pionierarten wie Plattbauch (Libellula depressa) und Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio RL 3N/3N) ihren Lebensraum.

Als floristische Besonderheiten sind u.a. Zierliches Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum RL 3/2N), Knotiges Mastkraut (Sagina nodosa RL 2/2), Nickender Zweizahn (Bidens cernua RL 3/3) und verschiedene Kleinseggenarten anzuführen. Seit 2004 wird die Tongrube mit den angrenzenden Grünlandflächen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes extensiv mit Rindern beweidet. Das Weidevieh wird hier als Biotoppfleger eingesetzt und verhindert eine Verbuschung der Tongrube mit Weidengehölzen. Neben dem Verbiss der Gehölze schaffen die Rinder insbesondere im Umfeld der Gewässer durch Tritt neue Standorte für konkurrenzschwache gefährdete Pflanzenarten. Ohne Nutzung würde der Wald den Biotopkomplex erobern und den schutzwürdigen Offenlandarten durch Beschattung ihren Lebensraum entziehen.

Eine regelmäßige Mahd der Gewässerufer und des Offenlandes ist nicht umsetzbar, da diese Pflegemaßnahme mit einem hohen Kostenaufwand verbunden ist. Die Tongrube zeigt, dass der Naturschutz wirklich zu beeindruckenden Ergebnissen in einem zuvor vom Menschen intensiv genutzten Gebiet kommen kann. Dieser so genannte Naturschutz aus zweiter Hand ist im Kreis Coesfeld von großer Bedeutung. Die Tongrube ist für den Besucher von drei Standorten aus einsehbar. Ein landwirtschaftliches Kulturdenkmal aus dem späten Mittelalter stellt der 10 ha große Wölbacker im Süden des Gebietes dar.

Er ist heute von Grünland geprägt, welches durch tiefe Längsfurchen gegliedert und von dichten Schlehen-Weißdornhecken umgeben ist. Die Grünlandfläche wird im Rahmen des Vertragsnaturschutzes als extensive Wiese ohne Einsatz von Düngemitteln genutzt und im Laufe des Spätsommers mit Rindern nachbeweidet. In den ehemaligen Ackerfurchen sind Flutrasen und Kleingewässer ausgebildet. Als ornithologische Besonderheit ist der Neuntöter (RL 3/2) hervorzuheben, dem die stachelbewehrten Hecken als Brutplatz und Speisekammer dienen. Die Tongrube inklusive der angrenzenden Grünlandflächen und der Wölbacker befinden sich im Eigentum der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.

 

Wölbacker – ein landwirtschaftliches Kulturdenkmal aus dem Mittelalter

Wölbäcker sind Zeugnisse des historischen Ackerbaues und entstanden durch eine spezielle Anwendung des Beetpfluges. Beim Pflügen wurde um die mittleren Schollen gefahren und der Boden dabei von den Seiten stets in Richtung Mitte geworfen. So entstanden mehrere Beete (Aufwölbungen und Furchen) auf einer Fläche und das charakteristische wellenförmige Profil. Diese mittelalterliche Pflugtechnik bewährte sich insbesondere auf schweren, nassen Lehmböden: Die Aufwölbungen wurden über die Furchen entwässert und konnten ackerbaulich genutzt werden. Im Laufe einer Jahrhunderte währenden Bewirtschaftung konnten die Aufwölbungen beträchtliche Höhen erreichen. Der beeindruckende Wölbacker im NSG gehört zu den am besten erhaltenen des Kreisgebietes.