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NSG Alter Kanalarm Lüdinghausen


Ein Ersatzlebensraum, wie er früher natürlicherweise in Form vieler Altarme an unseren Fließgewässern vorkam. In der Zeit um 1930 musste der Dortmund-Ems-Kanal für den seinerzeit stetig wachsenden Schiffsverkehr verbreitert werden. Die so genannte „Alte Fahrt“ war in mehreren Abschnitten in Dammlage gebaut und wies einige recht enge, für die modernen Schiffe kaum zu bewältigende Kurven auf. Da sich eine Verbreiterung der alten Kanalrinne nur sehr schwer umsetzen ließ, beschloss man den Bau eines neuen, parallel verlaufenden Kanals, der „Neuen Fahrt“. Nach Abschluss der Arbeiten wurde die „Alte Fahrt“ für den Schiffsverkehr gesperrt und teilweise wieder abgetragen oder verfüllt. Ein Teilstück hiervon blieb nördlich von Seppenrade mit dem heutigen NSG Alter Kanalarm Lüdinghausen erhalten und konnte sich daraufhin als Stillgewässer sehr vielfältig entwickeln.Das Schutzgebiet beinhaltet zwei mehrere hundert Meter lange Gewässerabschnitte, die durch Röhrichte, Seggenriede sowie Ufergehölze und Ufergebüsche geprägt sind.

Die offenen Wasserflächen heben sich durch eine artenreiche Wasservegetation mit Laichkraut- und Wasserschlauch- Beständen hervor (u.a. Spiegelndes Laichkraut (Potamogeton lucens, RL 3/3), Südlicher Wasserschlauch (Utricularia australis, RL 2/2)). Zwischen den Röhrichtbeständen blühen am Ufer die seltene Schwanenblume (Butomus umbellatus, RL 3/3) und der Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora, RL 2/2). Zu den Brutvögeln am Alten Kanalarm gehören unter anderem Eisvogel (RL 3N/2), Teichrohrsänger (RL 3/2), Nachtigall (RL 3/3) und Rohrammer (V/*). Sogar der Zwergtaucher (RL 2/2) und die seltene Rohrweihe (2N/2N) konnten an den Gewässern mit erfolgreicher Brut beobachtet werden. Der Kanalarm, Ersatzbiotop für die im Gebiet weitgehend verschwundenen Fluss-Altarme, ist Lebensraum einer beachtlichen Anzahl von Libellenarten (Schmidt 2003). Hierzu gehören Auenarten wie die Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum, RL 3/3), das Groß Granatauge (Erythromma najas) und die Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis, RL 3/*).

Auf der Dammböschung hat sich eine vielfältige Vegetation mit verschiedenen Magerrasenarten wie Dorniger Hauhechel (Ononis spinsa, RL */3), Teufelsabbiss (Succisa pratensis, RL 3/3), Zittergras (Briza media, RL 3/2) und Mausohr-Habichtskraut (Hieracium pilosella) entwickelt. Zum Erhalt dieser vielfältigen Dammvegetation wird seit 1992 eine extensive Beweidung durchgeführt.

Das Aufkommen von Hochstauden sowie Gehölzen wird so verhindert und die Magerrasenarten erhalten weiterhin das für sie so wichtige Sonnenlicht. Die westlich an die Gewässer angrenzenden Grünlandflächen werden ebenfalls extensiv als Weideflächen genutzt und haben eine wichtige Pufferfunktion gegenüber Nährstoffeinträgen aus den intensiv genutzten, umliegenden Ackerflächen.