Neuankömmlinge
14.09.2022In den letzten Wochen meldete die Presse eine neue Tierart im Münsterland: Die Nosferatu-Spinne brachte besonders wegen ihrer Ähnlichkeit mit einer Vogelspinne hier und da Unruhe in die Wohnzimmer der Region. Als Neozon wanderte sie aus dem Mittelmeerraum entlang der Rhein-Trasse Richtung Norden.
Doch die kleine Spinne ist nicht die einzige Neue hier bei uns. In einem kurzen Arten-Portrait stellen wir hier die drei auffälligsten vor.
Nosferatu-Spinne:
Die Nosferatu-Spinne oder wissenschaftlich auch Zoropsis spinimana genannt, ist eigentlich im Mittelmeerraum beheimatet. Mittlerweile wird sie aber regelmäßig bei uns in Deutschland gesichtet.
Sie kann bis zu sechs Zentimeter groß werden, ist stark behaart und hat den Ruf giftig zu sein. Liegt keine Allergie vor, besteht jedoch keine Gefahr für den Menschen und der Spinnenbiss ist in etwa mit einem leichten Bienen- oder Wespenstich vergleichbar. Der Biss kann aktiv vermieden werden, indem man die Tiere nicht reizt oder in die Enge treibt. Außerdem verhält es sich mit der Nosferatu-Spinne ähnlich wie mit anderen Spinnen, sie haben Angst vor dem Menschen und ergreifen, wenn möglich, die Flucht.
Anzutreffen sind die Spinnen bei uns sowohl im Freiland, als auch im urbanen Raum. Mit der kalten Jahreszeit sind Wohnräume für die Spinne ein beliebter Rückzugsraum. Unklar ist derzeit, ob sich die Art auf Dauer im Freiland halten kann.
Nachweise der Tiere gibt es nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen europäischen Ländern nördlich der Alpen. Die Verbreitung lässt sich auf die Globalisierung, den Menschen und auch auf den Klimawandel zurückführen. Die Tiere profitieren von den höheren Durchschnittstemperaturen, welche ihre Verbreitung Richtung Norden erleichtern und werden deshalb auch als Klimaprofiteure bezeichnet.
Die Nosferatu-Spinne wurde im Münsterland unter anderem in Dülmen und Schapdetten gesichtet.
Wespenspinne:
Die Wespenspinne oder wissenschaftlich auch Argiope bruennichi genannt, verdankt ihren Namen den auffälligen Querstreifen auf ihrem Hinterleib. Sie ist deshalb auch unter den Namen Zebra- oder Tigerspinne bekannt. Während die Weibchen eine Körperlänge von bis zu zweieinhalb Zentimetern erreichen, sind die Männchen im Vergleich zu den Weibchen eher unscheinbar braun und auch wesentlich kleiner. Sie erreichen lediglich eine Körperlänge von bis zu sechs Millimetern.
Die Wespenspinne stammt ursprünglich aus dem Süden Europas und ist hier bei uns in Deutschland erst seit ein paar Jahrzehnten zu finden. Grund dafür ist die Verbreitung durch den Menschen und vermutlich auch der Klimawandel. Deshalb wird sie, wie die Nosferatu-Spinne auch, als Klimaprofiteur bezeichnet.
Besteht keine besondere Allergie, ist die Wespenspinne für den Menschen vollkommen ungefährlich und kann in den meisten Fällen mit ihren Mundwerkzeugen nicht einmal die menschliche Haut durchdringen.
Abgesehen von der auffälligen Zeichnung der Weibchen, kann man die Wespenspinne auch noch an einem anderen Merkmal erkennen. Sie gehört zur Familie der Radnetzspinnen und spinnt folglich auch Netze. Diese Netze haben mittig ein auffälliges senkrechtes Zickzack-Band, auch Stabiliment genannt.
Die Wespenspinne wurde bereits in vielen Gärten des Münsterlandes, in Nordkirchen und in den Rieselfeldern bei Münster gesichtet.
Ammen-Dornfinger:
Der Ammen-Dornfinger oder wissenschaftlich auch Cheiracanthium punctorium genannt, ist hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet. Die Spinnenart ist aber auch bei uns in Mitteleuropa vereinzelt zu finden. Ihre Verbreitung nimmt durch den Klimawandel weiter zu, da die Art, ebenso wie die zwei zuvor beschriebenen Spinnen, zu den Klimaprofiteuren zählt.
Die weiblichen Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu eineinhalb Zentimetern, während die männlichen Tiere kleiner sind. Seinen deutschen Namen hat der Dornfinger wegen seiner überdurchschnittlich großen und auffälligen Kieferklauen (Cheliceren), an die sich schwarze Giftklauen anschließen. Die „Dornfinger“ sind auffällig rot-orange gefärbt, ebenso wie der gesamte Vorderköper Der Rest der Spinne ist eher unauffällig gefärbt.
Seinen Lebensraum hat der Ammen-Dornfinger in trockenen Offenbiotopen mit hohem Gras, wie beispielsweise auf Waldlichtungen, Ackerbrachen oder an Saumbiotopen. Im hohen Gras bauen die Weibchen ihre Brutgespinnste, in die sie sich bei Gefahr auch zurückziehen.
Sie ist die einzige Spinnenart Mitteleuropas, der es möglich ist, mit ihrem Biss die menschliche Haut zu durchdringen und den Menschen zu vergiften. Der Biss ist in etwa mit dem Schmerz nach einem Bienen- oder Wespenstich zu vergleichen. Allerdings kann er sich nach einigen Minuten bis Stunden auf die komplette gebissene Gliedmaße ausbreiten und es kann zu Taubheitsgefühlen oder Missempfindungen kommen. Dauerhafte Schädigungen oder Todesfälle sind bisher aber nicht aufgetreten. Vorsicht ist bei Menschen mit besonderen Allergien und bei Kindern geboten. Da sollte eine ärztliche symptomatische Behandlung erfolgen. Nach 24 bis 72 Stunden sind die Symptome meist vollständig abgeklungen.
Der Ammen-Dornfinger wurde im Münsterland bei Handorf gesichtet.