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Von Eulen und Eulenlöchern


Weisheit, Tod und Glück

Eulen gibt es auf allen Kontinenten der Erde, außer in der Antarktis. Die meisten Arten sind nachtaktiv, weshalb sie sicherlich in vielen Kulturen Bestandteil der Mythologie waren oder noch immer Teil des Aberglaubens sind.

Der lateinische Name des Steinkauzes geht sogar auf die griechische Göttin Athene zurück: Athene noctua. Athene war u. a. Göttin der Weisheit ebenso wie Minerva bei den Römern. Von beiden war der Steinkauz das Symboltier und die Eule wurde in den Kulturen als heilig betrachtet. Sie gilt noch heute als Sinnbild für Klugheit und Weisheit.

Eulen wurden aber auch seit dem Mittelalter als Hexen- oder Teufelsvogel und als Unglücksbringer bezeichnet. Der Aberglaube, der Ruf der Eule kündige den Tod an, ist auch im Münsterland verbreitet. Und auch weltweit nutzt die Filmindustrie dieses Bild des Vogels und setzt immer wieder einen bestimmten Eulenruf in Krimis und ähnlichen Genres ein. Wer kennt es nicht, das schaurige "Huuuu-huhuhuhuhuuu..." in einer dunklen Filmszene, das nichts Gutes ahnen lässt?!

Das neue Eulenloch im Giebel des Naturschutzzentrums, Sandstein, gestaltet von Herrn Nymphius, Foto: NaturschutzzentrumDie nachtaktiven Vögel gelten aber auch als Glücksbringer. Ihre Jagd auf Mäuse und Ratten in den Getreidespeichern und auf den Höfen unterstützte diesen Aberglauben. Man hatte Glück, wenn sich eine Eule am Hof niederlies und dort die ungern gesehenen Bewohner jagte.

Damals dienten an Gebäuden Giebelöffnungen unter dem First eigentlich der Belüftung der Gebäude. Sie wurden aber auch von Eulen als Eingang in die Speicher oder als Brutplätze genutzt. So erwiesen sich besonders Schleiereulen im Sinne der Schädlingsbekämpfung als nützlich und waren durchaus gern gesehen. Die Löcher im Giebel wurden „Eulenloch“, „Uhlenlock“ oder „Uhlenflucht“ genannt und vielerorts erhielt man sie zu diesem Zweck.

Die Schleiereule ist neben dem Uhu, der Waldohreule, dem Waldkauz und dem Steinkauz eine von den fünf im Münsterland vorkommenden Eulenarten.

Die Bestände der Schleiereule und des Steinkauzes sind in unserer Region direkt von uns Menschen abhängig. Ihre Nistplätze befinden sich in unseren Gebäuden oder in der von uns gestalteten Landschaft (s. u.).

 

TIPP: Auf dem Gelände des Alten Hof Schoppmann stellt das Naturschutzzentrum die  heimischen Eulenarten vor. Lebensgroße Bronzefiguren stehen hinter dem Ausstellungsgebäude im Garten.

 

Die Schleiereule

Jungvogel einer Schleiereule am Alten Hof Schoppmann, Foto: Matthias Olthoff (Naturschutzzentrum)Die Schleiereule ist eine auffällige Vertreterin ihrer Art. Sie ist im Vergleich zu anderen heimischen Eulenarten sehr hell und hat ein herzförmig eingerahmtes Gesicht mit schwarzen Augen. Natürlicher Weise würde sie in Baum- oder Felshöhlen brüten, die es hier nicht gibt. Ihre Brutplätze findet sie deshalb in Gebäuden, besonders in Kirchtürmen oder Scheunen.

Durch moderne Baumaßnahmen wurden in der nahen Vergangenheit alte Eulenlöcher geschlossen oder in Neubauten nicht integriert. Auch Ecken und Nischen finden die Schleiereulen in modernen Häusern nicht mehr, die sie zum Brüten nutzen könnten. Es mangelt an potentiellen Brutplätzen.

Schleiereulenkasten auf dem Dachboden des Naturschutzzentrums kurz vor dem Einbau, Foto: NaturschutzzentrumNistkästen direkt hinter alten oder neu angelegten Eulenlöchern helfen den Schleiereulen. Der Kasten nimmt nicht viel Platz ein und beschränkt den Aktionsradius der Eule, sodass keine Verschmutzung des Dachbodens erfolgt. Die meisten Kästen werden zeitnah angenommen und die Eulen finden auch außerhalb der Brutsaison in ihnen einen sicheren und gern aufgesuchten Schlafplatz.

 

Auf dem YouTube-Kanal des Naturschutzzentrums kann das Leben in dem Schleiereulenkasten beobachtet werden.TIPP:

Auf dem YouTube-Kanal des Naturschutzzentrums sind Aufnahmen von Schleiereulen in ihrem Brutkasten zu sehen, die auf dem Alten Hof Schoppmann nisten.

 

 

 

Kurzer Steckbrief der Schleiereule

Größe: 33-35 cm

Flügelspannweite: 85-95 cm

Gewicht: 300-400 g

Eier: das Weibchen legt im Abstand von jeweils zwei Tagen insgesamt zwischen drei und zwölf Eier. Nach 30 Tagen schlüpfen die Jungvögel entsprechend der Legeabstände.

 

Der Steinkauz

Steinkauz bei der Beringung, Foto: Matthias Olthoff (Naturschutzzentrum)In den hofnahen Obstwiesen lebt der Steinkauz, unsere kleinste Eule. Eigentlich ist er ein typischer Bewohner von offenen Baumsteppen mit niedrigem Bewuchs, die es hier natürlicher Weise nicht gibt. Doch die Kultivierung unserer Region schuf ähnliche Bedingunen und machte den Steinkauz im Laufe der Zeit zu einem festen Bestandteil der Münsterländer Parklandschaft. Er wurde zu einer Charakterart unserer Streuobstwiesen.

Als Höhlenbrüter ist die kleine Eule auf alten Baumbestand mit Höhlen angewiesen. Ihre Nahrung besteht aus Insekten und Mäusen, die sie in unmittelbarer Umgebung der Bruthöhle findet. Die Tiere jagt sie laufend auf niedrig-wachsenden oder -gehaltenen Wiesen und Weiden.

Alte Streuobstwiesen verschwinden aber zunehmend aus unserer Region und der Steinkauz leidet besonders unter dem Verlust von Nistmöglichkeiten.

Nirgens in Deutschland gibt es mehr Steinkäuze als in Nordrhein-Westfalen. Etwa drei Viertel aller Steinkäuze – der deutschlandweite Bestand wird auf über 6.000 Paare geschätzt – brütet in unserem Bundesland. Hier hat die kleine Eule am Niederrhein und im westfälischen Tiefland ihre Verbreitungsschwerpunkte. Nach Schätzungen des Naturschutzzentrums liegt alleine der Bestand im Kreis Coesfeld bei über 400 Paaren.

Diese bundesweit beachtliche Zahl geht auf die Ansiedlung der Brutpaare durch gezielte Schutzmaßnahmen zurück, die in der Vergangenheit umgesetzt wurden und erlegt uns im Münsterland eine besondere Verantwortung auf. 

Da natürliche Baumhöhlen auf den heutigen Streuobstwiesen oder in ihrer Nähe so gut wie gar nicht mehr existieren, ist die wichtigste Maßnahme das Anbringen von Niströhren. Natürlich zählt auch der Erhalt oder die Neuanlage von kurzrasigen Streuobstwiesen zum Schutz der kleinen Eule.

 

Tipp:

Ein kurzer Film über den Steinkauz in unserer Region ist im YouTube-Kanal des Naturschutzzentrums zu finden: Steinkäuze in Streuobstwiesen - YouTube

Wie eine Steinkauzröhre gebaut werden kann, steht in der zum Download bereit gestellten PDF-Datei.

Mehr Informationen über den Steinkauz und das Steinkauzprojekt des Naturschutzzentrums steht hier.

 

Kurzer Steckbrief des Steinkauzes

Größe: 21-23 cm

Flügelspannweite: 53-58 cm

Gewicht: 160-250 g

Eier: Das Weibchen legt im Abstand von jeweils zwei Tagen zwischen drei und fünf Eier. Die Jungvögel schlüpfen nach 22 bis 30 Tagen im Legeabstand.