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Die Baumberge


Bild1Trockene Höhen, quellreiche Hänge, feuchte Täler . . .

. . . so werden die Baumberge aus naturräumlicher Sicht von Lioba Beyer (1992) beschrieben. Die Baumberge (auch Steverberge genannt) erheben sich zwischen Nottuln, Havixbeck, Billerbeck und Schapdetten und sind im Münsterland als Wander- und Erholungsgebiet weithin
bekannt. Neben den Beckumer Bergen im Kreis Warendorf sind sie die einzigen nennenswerten Anhöhen im Kernmünsterland. Sie erreichen am Westerberg, nahe des Longinusturms, eine maximale Höhe von etwa 187 Metern. Mit bis zu 100 m Höhenunterschied zu den umgebenden Ebenen stellen sie eine markante Erhebung dar, von der aus eine weite Sicht über die münsterländische Parklandschaft mit ihrem Wechsel aus kleineren Wäldern, Feldgehölzen, Hecken, Äckern, Grünlandflächen und Gehöften mit Obstwiesen möglich ist.

Heute erreichen die Baumberge durch die Ausweisung der Waldbestände als FFH-Gebiet Bedeutung im europäischen Netz NATURA 2000. Die Waldgebiete der langgezogenen Anhöhe zählen zu den großflächigsten zusammenhängenden Buchenwaldgebieten im Naturraum des Münsterlandes. Das ca. 397 ha große FFH-Gebiet reicht von den Hexenquellen am Stift Tillbeck im Südwesten bis zu den Domkuhlen an der nordwestlichen Gebietsgrenze.Saale- und Weichseleiszeit hinterließen ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Böden. Vor allem sind Parabraunerden, untergeordnet auch typische Braunerden und Pseudogley-Braunerden ausgebildet. Großflächig kommt der Waldmeister-Buchenwald (Galio-Fagetum) vor, der durch eine Krautschicht mit Waldmeister (Galium odoratum), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), Hoher Schlüsselblume (Primula elatior), Sanikel (Sanicula europaea) oder Aronstab (Arum maculatum) charakterisier t ist.

Mit Vorkommen von Säurezeigern wie Frühlings-Hainsimse (Luzula pilosa), Zweiblättriger Schattenblume (Maianthemum bifolium) oder Pillen-Segge (Carex pilulifera)sind einige Bestände dem Flattergras- Buchenwald (Maianthemo-Fagetum) zuzuordnen. Nach Vogel (1986) ist die Gesellschaft des Waldmeister-Buchenwaldes vor allem an den Stellen zu finden, an denen in früheren Zeiten Kalkmergel abgegraben und dadurch die Lößdecke beseitigt wurde.

Die Baumberge sind im Verbund mit dem FFH-Gebiet Brunnen Meyer ein überregional bedeutsamer Fledermaus- Lebensraum für Arten wie Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii, RL 2) und Großes Mausohr (Myotis myotis, RL 2). Als Entwicklungsziele im Netz NATURA 2000 stehen eine naturnahe Waldbewirtschaftung und die Erarbeitung eines Naherholungskonzeptes im Vordergrund. Die schwach welligen Hochflächen der Baumberge waren bereits in frü-heren Zeiten überwiegend ackerbaulich genutzt. Durch den hohen Lößanteil sind die Böden der Baumberge mineralreich und damit sehr fruchtbar. Ihre hohen pH-Werte begünstigen den Anbau von Wintergerste und Weizen. Besondere kulturhistorische Bedeutung erlangt das Gebiet durch einen von Nordwest nach Südost verlaufenden, fast 4,8 Kilometer langen Landwehrwall.

Die alte, z.T. aus drei Wällen bestehende Anlage bildete vor mehr als tausend Jahren die Grenze zwischen dem Skopingau (Havixbecker Gebiet) und dem Stevergau (Gebiet Nottuln). Die nach der damaligen sächsischen Gaueinteilung errichtete Wallanlage ist noch heute Gemeindegrenze zwischen Nottuln und Havixbeck.

Der Name Baumberge ist gemeinhin für den hier beschriebenen, südöstlichen, höchsten Teil des Gebietes gebräuchlich. Geologen und Geographen verwenden den Begriff aufgrund gleicher  erdgeschichtlicher Entwicklung und gleichen geologischen Aufbaus für das gesamte
Hügelland, vom Schöppinger Berg über die Osterwicker Platte, die Coesfeld-Daruper Berge
bis hin zu den Baumbergen.

Wasserarmut auf den Höhen - Wasserreichtum in den unteren Hängen und Tälern. In den Baumbergen versickert das Niederschlagswasser auf Grund der geologischen Schichtung mit ihren zahlreichen Klüften und Hohlräumen in den Kalkbänken sehr schnell. Bedingt durch die darunter liegenden, wasserstauenden Schichten sammelt es sich und bildet zum Teil ergiebige Grundwasserhorizonte. In den Baumbergen kommen zwei Quellhorizonte vor, die auf etwa 120-140 m und etwa 100-120 m Höhe über NN liegen. Die Quellaustritte der höheren Lagen führen periodisch Wasser und die Quellschüttungen schwanken häufig, da sie stark vom Niederschlag abhängig sind. Der untere Quellhorizont weist hingegen fast ganzjährige Quellschüttungen auf und ist meist sehr ergiebig (u.a. Hangsbachquellen, Lasbecker Aa-Quellen, Hexenquellen, Steverquellen). Die Quellbäche haben auch für viele typische Quellorganismen besondere naturschutzfachliche Bedeutung (Beyer 1932). Die Besiedlung der Baumberge fand vor allem entlang der wasserreichen Täler statt (z.B. Stevern). Die auf den Kuppen angesiedelten Höfe mussten aufgrund der Wasserarmut aus 40 bis 60 m tiefen Brunnen ihr Trinkwasser beschaffen (vgl. Brunnen Meyer). Die Steinfurter Aa und die Münstersche Aa werden von zahlreichen kleineren Quellbächen mit Ursprung in den Baumbergen gespeist. Auch die Quellen der Berkel (vgl. NSG Hengwehr und Hanloer Mark) befinden sich am Fuße des Baumberger Hügellandes. Der Höhenzug der Baumberge ist die Wasserscheide zwischen Lippe, Ijssel und Ems.

Baumberger (Kalk)Sandstein. In den Baumbergen wird seit dem frühen Mittelalter der hellgraue bis gelbliche, sandige Kalkmergelstein abgebaut. Das Gestein entstand als Meeresablagerung vor ca. 75-80 Mio. Jahren in der Oberkreide (Campan). Der Baumberger Sandstein wurde zunächst nur für Kirchenbauten verwendet und etwa ab dem 14. Jhd. zunehmend auch für Höfe und Häuser genutzt. Heute sind von den ehemals zahlreichen Steinbrüchen in den Baumbergen (um 1842 gab es ca. 30) noch zwei in Betrieb. Verwendungsbeispiele sind Schloß Darfeld, Schloß Nordkirchen und in Münster ein Großteil des Doms, der Friedenssaal und viele Fassaden am Prinzipalmarkt. Außerdem sind zahlreiche Bildstöcke sowie viele Fassaden, Fester- und Türeinfassungen der Höfe im Münsterland durch den Sandstein geprägt.